Zusammenfassung: Der gute Mensch von Sezuan (Bertolt Brecht)
Autor: Bertolt Brecht (1898 - 1956)Originaltitel: Der gute Mensch von Sezuan
Veröffentlichung: 1953
Textsorte: Episches Theater
Textgattung: Drama
Literaturepoche: Neue Sachlichkeit
Inhaltsangabe:
Das Theaterstück „Der gute Mensch von Sezuan“ von Bertolt Brecht wurde im Jahr 1943 am Züricher Schauspielhaus uraufgeführt, als der Dramatiker sich im Exil in der Schweiz aufhielt.
Die politische Parabel behandelt das Schicksal der selbstlosen Prostituierten Shen Te, die sich durch die miserable wirtschaftliche Situation der chinesischen Provinz, in der sie lebt,
gezwungen sieht, in die Rolle eines von ihr erfundenen hartherzigen Verwandten namens Shui Ta zu schlüpfen, um dem eigenen Bankrott zu entgehen. „Der gute Mensch von Sezuan“ gilt als
Paradebeispiel an Brecht’scher Dramaturgie. Als typischer Vertreter des didaktischen Theaters der großen epischen Form ist das Stück in zehn einzelne, in sich geschlossene Szenen sowie
etliche Zwischenspiele gegliedert und macht es sich zur Aufgabe, den Zuschauer in die Rolle eines Erkennenden zu versetzen, um ihn auf die Probleme des Kapitalismus und der Ausbeutung
aufmerksam zu machen. Mit zahlreichen Verfremdungseffekten wie dem Aus-der-Rolle-Fallen der Schauspieler, die das Publikum direkt ansprechen, einer stets unterbrochenen Handlung sowie
dem Außer-Kraft-Setzen der Parameter Zeit und Raum gelingt es Brecht mit diesem Stück, das Theater als Theater zu entlarven und somit zu verhindern, dass die Zuschauer sich in die
Handlung hineinversetzen. Stattdessen soll das Publikum das Bühnengeschehen als Anlass zur Lehre nehmen, den Menschen als veränderbares Wesen und gleichzeitig als Gegenstand einer
dramatischen Untersuchung wahrzunehmen, um das eigene Weltbild kritisch zu hinterfragen.
In der chinesischen Provinz Sezuan berichtet der Wasserverkäufer Wang von großer Verarmung und Unterdrückung der Einwohner. Drei Götter erscheinen und erklären Wang, dass sie
sich auf der Suche nach einem guten Menschen befinden, der trotz der schlechten wirtschaftlichen Situation moralisch handelt. Wang führt sie zur Prostituierten Shen Te, die den drei
Göttern Unterkunft gewährt. Diese belohnen sie am nächsten Morgen mit 1000 Silberdollar, die Shen Te in einen Tabakladen in einem Armenviertel ihrer Provinz investiert. Von dort aus
kümmert sich Shen Te um Hilfsbedürftige, die sie mit dem Nötigsten versorgt. Um einem mittellosen Schreiner zu helfen, erfindet Shen Te den Vetter namens Shui Ta, in dessen
Verkleidung sie auftritt.
Dem Wasserverkäufer Wang erscheinen im Traum indes die drei Götter, die ihn anweisen, Shen Te im Auge zu behalten und ihnen von ihren Handlungen zu berichten.
Die Tabakladenbesitzerin läuft inzwischen Gefahr, sich selbst durch ihre Nächstenliebe finanziell zugrunde zu richten und beschließt, ihr Schauspiel als herzloser Shui Ta aufrecht zu
erhalten. Dadurch gelingt es ihr, ihre ehemalige Wirtsfamilie vom Land, die sich bei ihr einquartiert hat, loszuwerden. Bei einem Spaziergang im Park begegnet sie dem arbeitslosen
Flieger Yang Sun, der sich aus lauter Verzweiflung an einem Ast aufhängen will. Shen Te verliebt sich in Yang Sun und die beiden werden ein Paar.
Im Traum berichtet Wang den Göttern von Shen Tes guten Taten, aber auch von ihrem Alter Ego Shui Ta, was die Götter sehr enttäuscht. Am darauffolgenden Tag unternimmt Wang den
verzweifelten Versuch, den Kunden im Salon des Barbiers Shu Fu Wasser zu verkaufen. Dieser, erzürnt über den Eindringling in seinem Geschäft, jagt Wang davon und verletzt ihn mit
seiner Brennschere an der Hand. Shen Te erklärt sich bereit, für Wang auszusagen, damit dieser Schadenersatz einklagen kann, um die Arztbehandlung zu bezahlen. Als Wang mit dem
Polizisten in ihrem Tabakladen erscheint, treffen die beiden jedoch nur auf Shui Ta, der ihnen erklärt, dass seine Cousine dem Vorfall nicht beigewohnt hätte.
Shen Te realisiert, dass ihr Geliebter Yang Sun sie nur ausnützen will, indem er ihr unter einem Vorwand, eine Stelle als Flieger in Aussicht zu haben, für die er 500 Silberdollar im
Voraus bezahlen muss, um ihre Existenz bringen will. Nach einem nicht eingehaltenen Eheverspechen seinerseits entschließt sich Shen Te, ihren Bräutigam wegen der Schulden anzuzeigen
und als ihr vermeintlicher Vetter Shui Ta eine Tabakfabrik zu eröffnen, um ihren Laden zu retten. Um Yang Sun vor dem Gefängnis zu bewahren, stellt sie ihn als Arbeiter in der Fabrik
an und lässt ihn schließlich zum Stellvertreter von Shui Ta aufsteigen. Gemeinsam gelingt es den beiden, viele bürokratische Hürden zu überwinden und die Tabakfabrik erfolgreich zu
führen. Da sich die Leute in der Nachbarschaft jedoch bald wundern, warum sich Shen Te so lange nicht blicken ließ, wird Shui Ta verdächtigt, seine Cousine ermordet zu haben. Vor
Gericht, dem die drei Götter vorstehen, angeklagt, legt Shen Te schließlich die Verkleidung ab und fleht die Götter an, die Lebensverhältnisse in ihrer Provinz zu verbessern, damit
sie wieder moralisch handeln kann. Die Götter steigen in einer Wolke zum Himmel auf und preisen den guten Menschen von Sezuan. Nach diesem abrupten Ende tritt der Spielleiter vor den
Vorhang und legt den Zuschauern nahe, sich selbst einen passenden Schluss für die Geschichte zu überlegen.