Zusammenfassung: Der Prozess (Franz Kafka)

Autor: Franz Kafka (1883 - 1924)
Originaltitel: Der Process
Veröffentlichung: 1925
Textsorte: Roman
Textgattung: Epik
Literaturepoche: multi-epochal (u.a. Expressionismus, Surrealismus, Moderne)

Inhaltsangabe:
"Der Prozess" ist ein unvollendeter Roman von Franz Kafka, der erstmals 1925, ein Jahr nach Kafkas Tod, von Max Brod veröffentlicht wurde. Er entstand zwischen 1914 und 1915. Nur ein kleiner Teil des Textes, die Parabel "Vor dem Gesetz", wurde von Kafka zu Lebzeiten selbst publiziert. Der Roman wird gänzlich in der dritten Person erzählt und handelt von Josef K., einem Bankangestellten, der sich vor einem rätselhaften Gericht in einem für ihn undurchschaubaren Prozess verteidigen muss und schließlich zum Tode verurteilt wird. Die Stadt, in der "Der Prozess" spielt, wird an keiner Stelle explizit benannt, weist aber Merkmale von Kafkas Heimatstadt Prag auf. Der Zeitpunkt der Handlung wird im Text nicht erwähnt.

Der Roman beginnt am Morgen des 30. Geburtstags von Josef K. mit dem Besuch zweier sogenannter Wärter, die ihm die Nachricht seiner Verhaftung überbringen. Er ist sich nicht bewusst, gegen ein Gesetz verstoßen zu haben, und vermutet, verleumdet worden zu sein. Die Wärter geben an, ihm den Grund für seine Verhaftung nicht mitteilen zu dürfen. Josef K. ärgert sich über die Situation, macht sich aber zunächst keine weitergehenden Gedanken. Da er trotz der formellen Verhaftung weiterhin in Freiheit leben kann, kann er seinen Beruf weiter ausüben und sieht keine bedeutenden Konsequenzen.

Josef K. hat zunächst vor, den Prozess vollständig zu ignorieren, gerät jedoch schließlich in den Sog der Ereignisse. Alle seine Versuche, Informationen über das mysteriöse Gericht einzuholen, scheitern; auch über den Inhalt der Anklage kann er im Verlauf des gesamten Romans keine Klarheit gewinnen. Die bürokratischen Strukturen, auf die er dabei stößt, machen ein Fortkommen scheinbar unmöglich, engen ihn aber gleichzeitig in seinem alltäglichen Leben immer weiter ein. Allmählich verwendet er immer mehr Zeit darauf, sich selbst mit seinem Prozess zu beschäftigen.

Die Anhörungen, denen Josef K. unterzogen wird, finden in kleinen Räumen statt, die nicht den Eindruck eines offiziellen Gerichts vermitteln. Seine Verteidigungsreden können an seiner Situation nichts ändern. Auch ein Anwalt, den K. schließlich beauftragt, kann ihm nicht helfen. Eine Nebenrolle spielt im gesamten Verlauf des Textes Josef K.s Verhältnis zu seiner Geliebten Fräulein Elsa und mehreren anderen Frauen, denen er im Umfeld des Prozesses begegnet. Die Bedeutung dieser Verhältnisse wird durch den Erzähler allerdings im Unklaren gelassen. Alle weiteren Figuren, die im Verlauf des Romans auftreten, spielen ausschließlich kleine Nebenrollen - Josef K. pflegt nicht viele soziale Kontakte und ist stets auf sich allein gestellt.

In einem Dom begegnet Josef K. kurz vor Ende des Prozesses einem Priester, der über seine Situation genau Bescheid weiß. Der Priester erzählt ihm eine Parabel über einen Menschen, dem es sein ganzes Leben nicht gelingt, Zutritt zu einem Gericht zu bekommen und der stattdessen wartet, bis es zu spät ist. K. erkennt die Bedeutung der Geschichte für sein eigenes Leben jedoch nicht. Der Roman endet einen Tag vor Josef K.s 31. Geburtstag, also fast genau ein Jahr nach der Verhaftung. K. wird von zwei Gesandten des Gerichtes abgeholt, die das Todesurteil vollstrecken sollen. Er leistet keinen Widerstand und begibt sich mit seinen Wärtern freiwillig in einen Steinbruch, in dem er schließlich erstochen wird.

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