Zusammenfassung: Frau Jenny Treibel (Theodor Fontane)

Autor: Theodor Fontane (1819 - 1898)
Originaltitel: Frau Jenny Treibel - Wo sich Herz zum Herzen find't
Veröffentlichung: 1892
Textsorte: Roman
Textgattung: Epik
Literaturepoche: Realismus

Inhaltsangabe:
Mit dem als Gesellschaftssporträt angelegtem Roman "Frau Jenny Treibel" (Untertitel: "Wo sich Herz zum Herzen find't") ist dem preußisch-deutschen Schriftsteller Theodor Fontane (1819 - 1898) eine seiner größten Publikums-Erfolge gelungen. Das auch von der Kritik ausgesprochen wohlwollend aufgenommene Werk (Erstausgabe 1892) gilt als das heiterste Fontane-Werk. Zum Erfolg hat unzweifelhaft beigetragen, dass die Handlung des Romans in einem Fontane nur zu gut bekannten Milieu angesiedelt ist: Das Milieu des sozial und politisch zu den wichtigsten Stützen des wilhelminischen Deutschlands zählenden gehobenen Bürgertums. In dieser sich energisch zum Proletariat nach unten abgrenzenden und den Aufstieg in das dem Höfischen nahe stehenden Großbürgertum ersehnenden Schicht sind materielle Sicherheit und gesellschaftliches Prestige zu den wichtigsten Elementen der Lebensplanung geworden. Gesellschaftliche Kritik, soziales Engagement oder Kultur jenseits des offiziellen Bildungskanons werden zwar oberflächlich in den Bürgersalons thematisiert, sind aber für die tatsächliche Gemütslage der von Fontane ironisch-nachsichtig als egoistische Bourgeoisie entlarvten Roman-Figuren kaum von Bedeutung.

"Frau Jenny Treibel" kann mit einer gewissen Berechtigung als "Frauenroman" bezeichnet werden. Zwar nicht wegen eines dem Liberal-Konservativen Fontane eher fremden emanzipatorischen Ansatzes, aber wegen der im 19. Jahrhundert nicht häufigen Schwerpunktlegung des Autoren auf zwei weibliche Hauptfiguren. Der Roman schöpft seine Spannung aus dem Gegensatz von Jenny Treibel und Corinna Schmidt. Das männliche Personal spielt dagegen lediglich eine Nebenrolle.

Jenny Treibel ist die Tochter eines Berliner Kolonialwarenhändlers. Ihr ist durch Heirat der gesellschaftliche Aufstieg aus der unteren Mittelschicht gelungen. Als Ehefrau des politischen Ambitionen pflegenden Kommerzienrats Treibel, residiert sie in einer hochherrschaftlichen Vorstadtvilla. Diesen materiellen Aufstieg hat auch Corinna Schmidt, die gebildete Tochter einer mit den Treibels befreundeten Professorenfamilie, im Sinn. Der kultivierte, aber in bescheidenen finanziellen Verhältnissen lebende Gymnasialprofessor Willibald Schmidt ist ein Jugendfreund von Jenny. Eine Heirat mit dem netten, aber geistig schlichten Treibel-Sohn Leopold soll nach Corinnas Plan den Aufstieg bewirken. Dabei ist es für Corinna nachrangig, dass sie Leopold für einen Langweiler hält und kaum mehr als freundliche Sympathie für ihn empfindet. Der intellektuell besser zu Corinna passende Archäologe Marcell Wedderkopp ist über Corinnas Strategie entsetzt, aber zu schwach, um energisch um Corinnas Gunst zu kämpfen.

Die Handlung des Romans beschränkt sich im Wesentlichen auf gesellschaftliche Treffen im Hause Treibel und bei Landpartien an den Halensee. Eine Schlüsselszene des Romans ist das Gespräch von Jenny und Willibald, bei dem Jenny von vergangenen Jugendzeiten schwärmt. Arm in Arm mit Willibald promenierend stellt Jenny die These auf, dass sie an seiner Seite trotz materiell einfacherer Verhältnisse wohl glücklicher in ihrem Leben geworden wäre. Diese sinnige Schwärmerei ist aber bloße Attitüde. Das wird deutlich, als ihr systematisch und mit Erfolg von Corinna betörter Sohn Leopold gesteht, sich mit der Professorentochter verlobt zu haben. Jenny setzt alle Hebel in Bewegung, um diese Verbindung zu verhindern. Dabei geht es ihr nicht um Corinna als Person, sondern um deren Unfähigkeit, eine gute Partie zu sein. Schließlich kann sich Jenny gegen ihren zunächst in dieser Sache noch schwankenden Ehemann durchsetzen. Der in Corinna verliebte Leopold beugt sich ebenfalls dem Willen seiner Mutter und stimmt traurig der von Jenny arrangierten Heirat mit einer reichen Holzhändlerstochter zu. Corinna, die die ihr nicht fremden Motive von Jenny nachvollziehen kann, heiratet Marcell. An seiner Seite kann sie das kultivierte Leben einer geachteten Universitätsprofessorengattin erwarten. Am Ende des Romans treffen sich alle auf der Hochzeit von Corinna ohne Groll und im Bewusstsein, den bürgerlichen Spielregeln Genüge getan zu haben.

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