Zusammenfassung: Lenz (Georg Büchner)
Autor: Georg Büchner (1813 - 1837)Originaltitel: Lenz
Veröffentlichung: 1839 (postum)
Textsorte: Erzählung
Textgattung: Epik
Literaturepoche: Vormärz
Inhaltsangabe:
Die im Originalmanuskript nicht erhaltene Novelle „Lenz“ von Georg Büchner wurde 1839, zwei Jahre nach dem Tod des Schriftstellers betitelt und als fragmentarisches Werk veröffentlicht.
Die Erzählung behandelt drei Wochen im Leben des im Jahr 1792 verstorbenen Schriftstellers Jakob Lenz, eines Vertreters des Sturm und Drang. 1778 reist Jakob Lenz in den Elsass, wo er bei
dem evangelischen Pfarrer und Philanthropen Johann Oberlin und dessen Familie in Waldersbach zwanzig Tage verbringt. Oberlin verfasste über die Zeit mit Jakob Lenz einen Bericht, der das
Fortschreiten der paranoiden Schizophrenie des jungen Dichters im Detail beschreibt. Georg Büchner las in Straßburg eine Kopie von Oberlins Bericht, was ihn zur Niederschrift der Erzählung
über Jakob Lenz und dessen Aufenthalt in Waldersbach inspirierte. Er orientiere das Prosawerk einerseits auf den Aufzeichnungen des evangelischen Pfarrers, die er teilweise wortgetreu übernahm
und andererseits auf den zahlreichen Briefen, die Jakob Lenz in seiner Zeit im Elsass verfasste.
Als einziges Prosawerk Büchners befasst sich „Lenz“ mit dem zunehmenden psychischen Verfall des jungen Dichters, dessen zerrissener Seele und seinen aufkommenden Zweifeln an Religion,
gesellschaftlichen Prinzipien und Kunst. In der Figur des von Angstzuständen geplagten Jakob Lenz führt Büchner in der Erzählung eine Kunstdebatte und thematisiert seine eigene Ablehnung
gegenüber der Harmonisierung der Natur und der menschlichen Existenz durch die romantischen Schriftsteller seiner Zeit. Seinen Protagonisten lässt Büchner am von ihm verhassten Idealismus
seiner Zeitgenossen scheitern und schließlich zugrunde gehen.
Im Alter von 26 Jahren begibt sich der innerlich aufgewühlte Jakob Lenz auf Anraten des Arztes Kaufmann auf die Reise nach Waldbach, wo er Zuflucht bei dem literaturbegeisterten und gütigen
Pfarrer Johann Friedrich Oberlin sucht, der ihm Unterkunft gewährt und ihn mit seiner Familie liebevoll betreut. Lenz blüht im Haus der Oberlins und in der neuen Umgebung, wo niemand seine
Vergangenheit kennt allmählich auf. In Oberlin, den er stets auf seinen seelsorglichen Besuchen bei Bauern, Kranken und Armen begleitet, findet Lenz einen Ersatzvater und eine Bezugsperson.
Als Christof Kaufmann auf Besuch kommt, gerät die Ruhe des jungen Dichters erneut ins Wanken, da der Arzt über seine psychischen Probleme Bescheid weiß. Zudem bringt Kaufmann einen Brief
des Vaters mit, in dem der despotische Pfarrer seinen Sohn auffordert, wieder ins Elternhaus zurückzukehren. Lenz wird an die problematische Beziehung zu seinem Vater erinnert und fürchtet
um seine psychische Gesundheit.
Oberlin und Kaufmann begeben sich auf eine Reise in die Schweiz, wo sie in Zürich den Pfarrer Lavater besuchen. Lenz begleitet sie ein Stück ihres Weges, kehrt dann um und verbringt auf
dem Heimweg nach Waldbach eine Nacht in einer Hütte. Dort wohnt eine alte Frau mit einem geisteskranken Mädchen, dem auch der gerade dort verweilende Wunderheiler nicht zu helfen vermag.
In Waldbach verbringt Lenz in Oberlins Abwesenheit zwar Zeit mit dessen Frau, seine Einsamkeit holt ihn jedoch trotzdem wieder ein. Als er vom plötzlichen Tod der kleinen Friederike in
Fouday hört, fastet er, bedeckt sich das Antlitz mit Asche und kleidet sich in Lumpen, um an den Todesort des Mädchens zu pilgern. Dort betet er für die Auferstehung des Kindes. Als
nichts geschieht, zieht er sich für einige Zeit ins Gebirge zurück und beginnt dort, den Glauben an Gott in Frage zu stellen.
Als Oberlin aus der Schweiz zurückgekehrt, hat Lenz sich als Atheist geistig schon zu weit von seinem Mentor entfernt. Als Oberlin ihm rät, zu seinem Vater zurückzukehren, wird der junge
Dichter völlig verstört. Sein Geisteszustand verschlechtert sich dramatisch und Oberlin, der erneut aufbrechen muss, beauftragt den Schulmeister Scheidecker, auf Lenz aufzupassen. Lenz
entkommt, wird in Fouday aufgegriffen und wieder nach Waldbach gebracht. Dort unternimmt er zahlreiche Selbstmordversuche, verfällt in eine lethargische Depression und behauptet in seinen
schizophrenen Wahnvorstellungen, aus Eifersucht einen Mord an einer jungen Frau begangen zu haben. Oberlin bleibt nichts anderes übrig, als Lenz nach Straßburg bringen zu lassen und ihn
unter ständige Bewachung zu stellen.