Zusammenfassung: Die Judenbuche (Annette von Droste-Hülshoff)
Autor: Annette von Droste-Hülshoff (1797 - 1848)Originaltitel: Die Judenbuche – Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen
Veröffentlichung: 1842
Textsorte: Novelle
Textgattung: Epik
Literaturepoche: Biedermeier
Inhaltsangabe:
„Die Judenbuche“ ist eine im Jahr 1842 erschienene Novelle von Annette von Droste-Hülshoff, die auf Grundlage einer realen Begebenheit verfasst wurde und sich an einem etwa fünfzig
Jahre zuvor stattgefundenden Ereignis in Westfalen anlehnt. Die Schriftstellerin verlegte die Handlung in das isolierte, von Natur und Wald umgebene Dorf B. und zeichnet mit dessen
Einwohnern eine moralisch verfallene Gesellschaft, die ihr eigenes Rechtssystem etabliert hat und von kriminellen Handlungen wie Wilderei und Diebstahl profitiert. Als Kriminalgeschichte
verpackt, erzählt Annette von Droste-Hülshoff die Lebensgeschichte des Protagonisten Friedrich Mergel, der im Laufe der Handlung unter dem Einfluss der Erwachsenen von einem sanften und verträumten
Kind zu einem skrupellosen und brutalen Erwachsenen heranreift. Die mit dem Untertitel „Ein Sittenbild aus dem gebirgichten Westfalen“ versehene Novelle ist als Milieustudie zu
verstehen und setzt sich mit einer gestörten und sittenlosen Gemeinschaft auseinander, die stark von antisemitischem Gedankengut geprägt ist und einen unschuldigen Menschen dazu
verführt, den Mord an einem jüdischen Kind zu begehen.
Im Dorf B., das nahe des "Brederholz" genannten Waldes, völlig abgeschirmt von der Außenwelt in Westfalen liegt, lebt der neunjährige Friedrich Mergel bei seiner gottergebenen
Mutter Margreth und seinem Vater, einem trinksüchtigen Kleingrundbesitzer in verwahrlosten Zuständen. Als der Vater eines Nachts betrunken in den Brederholz wandert und dort
erfriert, verändert sich das Leben von Friedrich und seiner Mutter schlagartig, da sie nun für sich selbst sorgen müssen. Drei Jahre später taucht plötzlich Margreths Bruder,
der undurchsichtige, jähzornige und in dunkle Machenschaften verstrickte Simon Semmler auf und bietet an, den Jungen zu adoptieren und ihn dafür zu seinem Erben zu machen.
Friedrich verlässt das Haus seiner Mutter und beginnt das Leben als Angestellter bei seinem vermögenden Onkel. Dort beginnt er eine enge Freundschaft mit dem einfältigen und schüchternen
Schweinehirten Johannes Niemand, der ihm im Aussehen zum Verwechseln ähnlich ist und ihm auf Schritt und Tritt folgt. Durch den Einfluss des skrupellosen Simon Semmler entwickelt
sich der pubertierende Friedrich langsam von einem friedlichen, tierliebenden und verträumten Jungen, zu einem hochnäsigen und unanständigen jungen Mann. Er kehrt der Kirche den
Rücken und lässt sich von seinem antisemitischen Umfeld zum Judenhass leiten.
Von dem Judenjungen Aaron in aller Öffentlichkeit auf seine Schulden wegen einer Taschenuhr angesprochen, kommt es zu einer Auseinandersetzung mit diesem. Wenige Tage später wird Aaron
neben einer Buche im Brederholz erschlagen aufgefunden und Friedrich wird sofort verdächtigt. Dieser flieht mit Johannes aus dem Fenster und verschwindet. Mitglieder der jüdischen
Gemeinschaft des Dorfes erwerben daraufhin den Baum von der Gemeinde und ritzen in die Rinde eine hebräische Botschaft. Fortan ist der Baum den Dorfbewohnern als Judenbuche ein
Begriff.
Friedrich wird Soldat und verbringt die nächsten Jahrzehnte in türkischer Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung kehrt er als gebrochener und körperlich stark beeinträchtigter
Mann in sein Heimatdorf zurück und gibt sich als Johannes Niemand aus. Der Mord an dem Judenjungen ist inzwischen verjährt, Simon Semmler verstorben und Friedrichs Mutter Margreth
ist eine wirre, psychische labile alte Frau geworden. Nach 28 Jahren kehrt der Mörder an den Tatort zurück und wird dort wenige Tage später von einem Buben, dessen Vater einst von
Simon Semmler getötet wurde, an einem Ast der Judenbuche aufgehängt gefunden. Eine Untersuchung identifiziert den Toten als Friedrich Mergel und dieser wird ohne religiöses Begräbnis
verscharrt.